Biogasanlage in Budberg

Kleinvieh macht auch Mist. Sagt der Volksmund, wenn er über Kleingeld spricht. Aber auch wortwörtlich kann aus Mist Geld werden. Wenn man nämlich den Mist des Viehs in Biogas umwandelt. Bevor aus Gülle Geld wird, muss aber muss viel Geld investiert werden, um den Umwandlungsprozess von Hühner- und Schweinemist zu Energie hinzubekommen. In Budberg soll das jetzt passieren. Dort plant ein Budberger Landwirt den Bau einer Biogas-Anlage. Dazu ist eine Biogas-GmbH gegründet worden. Auch andere Landwirte liefern ihren Mist ab, um ihn zu Energie umzuwandeln. Platz finden soll die Anlage zwischen Budberg und der Kreisstraße K 18 n. Die Verwaltung sieht kein Hindernis, das einer Baugenehmigung entgegenstehen könnte, sagte der Chef des Planungsamts, Ludger Pöpsel, gestern auf ANZEIGER-Anfrage. Vor allem, weil die Emissionsschutzbewertung des Kreises Soest bereits vorliegt. Dort gibt es keine Bedenken -- unter der Auflage, dass der Emissionsschutz gewährleistet bleibt. Aus mehreren Komponenten und Nebenanlagen besteht die Anlage. Errichtet werden sollen für die Gährung zwei sechs Meter hohe Rund-Silos, einer mit einem Durchmesser von 24 Metern und einer mit einem Durchmesser von 14 Metern. Zudem wird eine Mehrzweckhalle errichtet, in der der Fettstoffdosierer Platz finden soll. Zudem wird ein 50 Meter langes und 27 Meter breites Fahrsilo gebaut. Auch ein Blockheizkraftwerk sowie eine Trafostation gehören zu der Anlage. Insgesamt handelt es sich um eine hohe Investitionssumme, die die Biogas-GmbH schultern muss. Die Kosten für Biogas-Anlagen liegen schnell jenseits der Millionengrenze. In der Nachbargemeinde Höingen gibt es bereits eine solche Anlage. Erste Anfragen von Bürgern im Rathaus hat es bereits gegeben, was es denn mit dem Projekt auf sich hat. Im kommenden Planungsausschuss am 14. Mai wird es einen mündlichen Bericht der Verwaltung zum Planungsstand geben, kündigte Pöpsel an. BUDBERG J "Eine Entscheidung war fällig, wie unsere Zukunft aussehen soll." Für Friedrich und Heide Becker liegt sie in unmittelbarer Hofnähe: Die Budberger Landwirtefamilie wird in eine Biogasanlage investieren (wie berichtet). "Es hat sich viel in der Landwirtschaft geändert," erläutern die beiden 49-Jährigen, die seit 1986 den elterlichen Hof an der Michaelstraße betreiben, ihre Pläne. Ein Landwirt von heute sei nicht nur Nahrungsmittel-, sondern sei verstärkt auch Energieproduzent. Und mit Blick auf die ständig schwankenden Verkaufspreise für Getreide -- "das ist wie ein Börsenspiel" -- und dem davon stets abhängigen Familieneinkommen stand nach der Wirtschaftlichkeitsprüfung einer solchen Anlage schnell schnell fest: "Das ist was für uns". Eine sechsstellige Summe wollen die Beckers in die hofnahe, eigenbetriebene Biogasanlage investieren. "Gefüttert" wird die Anlage mit Silomais und Hühnerkot "aus eigener Produktion" sowie Hähnchenmist und Schweinegülle, die Becker zwei Hilbecker Landwirten abnimmt. Heraus kommt nach dem Gärungsprozess in zwei Rundbehältern nicht nur Strom und Wärme, sondern auch der eigene Dünger. Der größte Teil des "Inputs" für die Anlage, also 65 Prozent, ist der Silomais, der im Eigenanbau -- "und nicht in Monokultur" -- auf gut 40 bis 45 Prozent der gesamten Becker'schen Betriebsfläche angebaut wird. Der so genannte Fermenter, der Nachgärer, ein kleineres Betriebsgebäude und das Fahrsilo sind die wesentlichen Bauwerke der Biogaslage. Einmal am Tag werden Pflanzen- und Geflügel-"Zutaten" in einen Bottich gefüllt und von dort aus in den Fermenter weitergeleitet, in dem auch die Schweinegülle aus einem unterirdischen Behälter zugepumpt wird. Bei 35 Grad gibt's dann viel Arbeit für die Bakterien, die das Biogas erzeugen. Der etwas größere zylindrische Nachgärer ist im Prinzip Überlauf und Endlager für das Endprodukt Flüssigdünger, der die Beckers ebenfalls unabhängiger vom teuren Düngereinkauf im Landhandel macht. "Herzstück" der wie im benachbarten Ense funktionierenden Anlage aber ist der Motor, der mit dem Gas aus Mais und Mist zum einen 190 Kilowatt elektrische Energie liefern wird. Der nicht gerade geringe Rest ist Abwärme, die die beiden Rundbehälter heizen wird, aber darüber hinaus auch den eigenen Hof und ein weiteres Zehnfamilienhaus an der Hofeinfahrt. "Im Sommer, wenn weniger Heizwärme benötigt wird, können wir damit sogar unser Getreide trocknen," sind Heide und Friedrich Becker von ihrem richtigen Schritt in die Zukunft überzeugt. Der selbst produzierte Natur-Flüssigdünger habe ebenfalls alles, was Pflanzen so zum Wachsen bräuchten -- und "er stinkt bei weitem nicht so wie die Schweinegülle", verspricht das Ehepaar Becker den Budbergern kaum Geruchsbelästigung -- und sich gleichzeitig ein gleichmäßigeres Einkommen als bisher.